Frauen der Künste 

Hilde Lotz-Bauer
Fotografin

Hilde Lotz-Bauer (1907–1999)

Foto: Archiv Hilde Lotz-Bauer © Franz Schlechter
Foto: Archiv Hilde Lotz-Bauer © Franz Schlechter

Hilde Lotz-Bauer war eine deutsche Kunsthistorikerin und Fotografin, die – noch vor Henri Cartier-Bresson – als frühe Vertreterin des Fotojournalismus gilt. Bekannt wurde sie einerseits für ihre realistischen Porträts von Land und Leuten, in denen sie zwar ungeschönt das harte ländliche Alltagsleben dokumentierte, die durch ihren Aufbau und ihre Ästhetik aber auch von kunsthistorischem Sachverstand und von ihrem Einfühlungsvermögen in die immaterielle Kultur des Landes zeugen. Andererseits erlangte Lotz-Bauer auch Ansehen durch ihre rund 750 Kunst- und Architekturfotografien von Florenz und durch weitere Dokumentationen von Baudenkmälern Italiens.

Hilde Lotz-Bauer studierte ab 1928 Kunstgeschichte in München und promovierte über die Barock-Skulpturen der Gebrüder Zürn. Im Anschluss daran liess sie sich an der Bayerischen Anstalt für Lichtbildwesen in München zur Fotografin ausbilden.

Nach der Heirat mit dem Kunsthistoriker und Kritiker Bernhard Degenhart lebte und arbeitete sie ab 1935 lange Jahre in Italien. Im Laufe der Zeit bereiste Hilde Lotz-Bauer rund 100 Dörfer und Städte, und dokumentierte mit ihrer Leica die oft prekären Lebensumstände der Menschen in Italien vor dem 2. Weltkrieg. Eine Sonderstellung in diesen fotojournalistischen Werken nehmen die Aufnahmen aus dem abgelegenen abruzzesischen Städtchen Scanno ein. In diesen Fotografien hielt Lotz-Bauer zwischen 1935 und 1938 – nebst dem Ort und seiner Umgebung selbst – besonders den harten Alltag der Frauen, ihre Traditionen, Rituale und ihre lokalen Trachten fest.

Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann heiratete sie 1941 den Architekturhistoriker Wolfgang Lotz. Während ihr Mann in die Wehrmacht eingezogen wurde, blieb Hilde Lotz-Bauer in Florenz, wo sie ihre Arbeit fortsetzte und 1942 ihr erstes Kind zur Welt brachte. 1943 zog sie in das österreichische Dorf Micheldorf an der Krems und kehrte nach Ende des Krieges nach München zurück, wo sie und ihr Mann, der aus einem Gefangenenlager zurückgekehrt war, wieder zusammenfinden konnten. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA (1953 bis 1962) lebte Hilde Lotz-Bauer ab 1962 mit ihrem Mann und den drei Kindern in Rom. Wolfgang Lotz leitete dort bis 1980 die Bibliotheca Hertziana als Direktor und verstarb 1981 kurz nach seinem Rücktritt nach einem Herzanfall. Hilde Lotz-Bauer kehrte 1984 in ihre Geburtsstadt München zurück, wo sie 1999 fast erblindet verstarb.

Ihre Werke, die in Italien, Deutschland und England ausgestellt wurden, sind – unterdessen digitalisiert − im Familienarchiv und verschiedenen Sammlungen (u.a. im Archiv des Fotographen Franz Schlechter in Heidelberg, mit dem sie befreundet war) archiviert.

Weiteres

  • Auszug Ihrer Werke auf unserem Facebook-Account im Lauf der nächsten Wochen
  • Fotoausstellung «Ein Blick aus Süden gegen Norden», vom 13. August bis 10. September 2021, im Rahmen von «Reichtum durch Vielfalt», Konzept und Bilder von Angela Alliegro

Weiterführende Quellen

Frauen der Künste und der Wissenschaften
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Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.

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