Frauen der Künste 

Tanja Kummer
Spoken-Word-Künstlerin

Fotos: Stefan Kubli
Fotos: Stefan Kubli

Ganze zehn Bücher hat sie bereits veröffentlicht. Darunter befinden sich sowohl Kinder- als auch Erwachsenenbücher, sowohl Gedichte als auch Kurzgeschichten und Romane. Zusätzlich ist sie auch noch Spoken-Word-Künstlerin und Erwachsenenbildnerin. Ja, Tanja Kummer hat viele Talente.

Bei Tanja Kummers neustem Buch handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten und Gedichten. Den Titel «Bigoscht» müssen junge Leute zuerst googeln, um ihn zu verstehen. Es bedeutet so viel wie «tatsächlich» auf Schweizerdeutsch, der Begriff wird in der heutigen Zeit jedoch nurmehr selten verwendet. Schweizerdeutsch ist nicht nur der Titel, sondern auch die Gedichte und die Prosatexte sind teilweise in Schweizerdeutsch, teilweise in Hochdeutsch verfasst. Wer sich jetzt fragt, ob das nicht eher den Lesefluss stört, der tut dem Buch unrecht: Die Art, wie der Text zwischen dem Hochdeutschen und dem Schweizerdeutschen wechselt, wirkt sehr natürlich und ist kein Hemmnis, sondern vielmehr eine der grössten Stärken von «Bigoscht». In einem Interview am Schluss des Buches beschreibt Kummer selbst es so: «Ich merke beim Schreiben immer wieder, dass es Dialektwörter gibt, die Sachen für mich auf den Punkt bringen, die neben einem Sachverhalt auch eine Atmosphäre vermitteln.» Wenn man ihre Texte liest, versteht man schnell, was sie damit meint und wie Kummers Sätze durch gut gewählte schweizerdeutsche Ausdrücke an Prägnanz und Atmosphäre gewinnen.

Wenn man «Bigoscht» liest, fällt einem auch die Schönheit des thurgauischen Dialekts auf, den Tanja Kummer spricht – zu Unrecht wird dieser manchmal als einer der hässlicheren Dialekte der Schweiz bezeichnet. Mit der Art, wie viele von uns im Alltag schweizerdeutsche WhatsApp-Nachrichten schreiben – gerade so, wie es einem einfällt und wie es irgendwie richtig klingt – hat «Bigoscht» natürlich nichts zu tun. Bei der Lektüre von «Bigoscht» bekommt man das Gefühl, dass gutes Schweizerdeutsch zu schreiben eine hohe Kunst ist, die wir (abgesehen von Tanja Kummer und vielleicht ein paar ähnlich talentierten Menschen) mehrheitlich nicht beherrschen.

Beeindruckend an «Bigoscht» ist, wie sehr die Geschichten aus dem Leben gegriffen sind. Man hat das Gefühl, die Geschichten könnten am eigenen Arbeitsplatz, im eigenen Zuhause, im eigenen Leben spielen. Dabei greift Kummer immer wieder interessante Themen aus dem Alltag auf, über die man sonst selten spricht oder nachdenkt. Von der Gefahr, seine eigenen Kinder zu unterschätzen über eine genaue Analyse, wieso Vorstellungsrunden immer so unangenehm sind bis hin zu Geschichten darüber, wie bereits die halbe Ferienwoche vergangen sein kann, bevor man richtig in den Ferien ankommt, ist alles dabei. Als Leserin/Leser fällt es dabei sehr leicht, sich mit den beschriebenen Situationen und Figuren zu identifizieren.

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Frauen der Künste und der Wissenschaften
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Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.

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