Im lichtdurchfluteten Atelier im Rapperswiler Zeughausareal empfängt mich Sara Ambühl, eine der beiden Inhaberinnen des Ateliers «Ambühl & Vogelsang», welches 2011 gegründet wurde und mittlerweile noch einen zweiten Standort in Baden hat.
Zeugnisse ihrer vielschichtigen Arbeit sind überall zu sehen: Leitern, Abdeckfolien, Klebeband, Schablonen, Pinsel in allen Grössen; in den Regalen sind Dosen und Töpfe mit verschiedenen Farben aufgereiht, daneben warten Lacke und Firnisse, aber auch Cellulose, Leinöl und Kreidepulver auf ihren Einsatz. Dazwischen stehen Objekte, an denen zurzeit im Atelier gearbeitet wird, wie beispielsweise ein antikes Schaukelpferd, an dessen Schulter die zartgrüne Farbe abgeblättert ist, oder ein Kruzifix aus einer Schweizer Kirche, das in einem langwierigen, aufwändigen Verfahren frisch vergoldet wird.
Die Arbeiten und Techniken, welche die beiden Frauen beherrschen,
sind ebenso breit gefächert, wie es auch ihre Auftraggeber sind: So haben
«Ambühl & Vogelsang» Rekonstruktionsarbeiten im Landesmuseum ausgeführt,
die im Vorfeld auch umfangreiche Recherchen über die ursprüngliche Farbgebung der
Unteren Kapelle bedingten. Im Hotel Blume, das im Bäderquartier in Baden liegt,
haben sie den Speisesaal mittels polychromer Malereien, Marmorimitationen und
Wandmedaillons in seinen ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Neben solchen
Restaurierungen haben die beiden Frauen aber auch Deckenmalereien in einer
Arztpraxis, die Wandgestaltung bei Pro Infirmis oder eine Malerei für Swiss Re
ausgeführt. Auch die Ausgestaltung eines von Massimo Milano und Daniel Hunziker
konzipierten Begegnungsortes in Kaltbrunn, der aus einer Bodenzeichnung und
Betonelementen besteht, ist in ihrem Werkverzeichnis aufgeführt.
Dekorationsmalereien in eher moderner Machart wiederum lassen sich im
Rapperswiler Geschäft Esperanto oder in der Rössli Beiz in Stäfa betrachten.
Als Beispiele von Vergoldungsarbeiten, die von Sara Ambühl übernommen werden,
gelten Artefakte, die zum Kircheninventar zählen (wie das erwähnte Kruzifix),
Türknäufe und Rahmen, oder auch der vergoldete Schriftzug über dem Eingang
eines Antiquitätengeschäfts.
Ihr Handwerk erlernt haben die beiden Frauen zunächst während
ihrer Ausbildung zu Baumalerinnen mit Spezialisierung in Restaurations- und
Dekorationsmalerei, bevor sie sich kontinuierlich in verschiedenen
ursprünglichen Techniken weiterbildeten. Sara Ambühl absolvierte zudem noch die
Lehre als Vergolderin und vertiefte ihre Kenntnisse danach in einem
umfangreichen Restaurierungsprojekt in einer österreichischen Barockkirche nahe
der tschechischen Grenze.
«Ambühl & Vogelsang», die mit zahlreichen anderen Unternehmen und
HandwerkerInnen zusammenarbeiten, hinterlassen also mannigfache Spuren – nicht
nur, da sie seit über 20 Jahren in ihren Berufen tätig sind, sondern auch,
indem sie ihre Erfahrung und ihr Fachwissen an andere weitergeben, sei es als
Prüfungsexpertin für VergolderInnen, als Dozentin für das Modul Malerei im
Lehrgang «Handwerk in der Denkmalpflege», oder als Mitglied der Kommission
Denkmalpflege und Archäologie Aargau.
Webseite des Atelier «Ambühl & Vogelsang»
Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.