Frauen der Künste 

Carla Haslbauer
Illustratorin

Foto: «Die Tode meiner Mutter», Bilderbuch, Seite aus dem Buch, NordSüd Verlag 2021
Foto: «Die Tode meiner Mutter», Bilderbuch, Seite aus dem Buch, NordSüd Verlag 2021

Als freischaffende Illustratorin lebt Carla Haslbauer, geboren in Frankfurt am Main, seit ihrem Abschluss in Illustration Fiction an der Hochschule Luzern für Design & Kunst in der Schweiz. Neben ihrem eigenen Schaffen und den daraus resultierenden Projekten ist sie Mitglied des Comic-Kollektivs Corner Collective. Das Trio realisiert gemeinsam Comics, gestaltet Postkarten und Plakate oder veröffentlicht Zines (Kleinstmagazine). Sie experimentieren dabei mit verschiedenen Techniken und Erzählweisen und setzen diese mit viel Witz um. So kann man beispielsweise im Geschichtscomic «Leben, Arbeiten, Sterben im Mittelalter» erfahren, wie es war, im Mittelalter die Periode zu bekommen, in welchem Alter die Kinder ins Arbeitsleben eingeführt wurden (mit sieben Jahren) oder auf welche Weise Babys gerne ruhiggestellt wurden (mit Alkohol). Den VerfasserInnen gelingt es, die harte Realität von damals auf eine neue, oft humorvolle Weise zu präsentieren.

Mit ihrem ersten Buch, «Die Tode meiner Mutter», zeigt Haslbauer, dass sie nebst dem Illustrieren auch das Schreiben hervorragend beherrscht. Zunächst mag der Titel etwas erschreckend klingen, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um ein Bilderbuch für Kinder handelt. Früh macht die Autorin jedoch deutlich, dass es in diesem Buch eigentlich um das Leben ihrer Mutter geht. Als Opernsängerin ist es nun einmal Berufsrisiko, des Öfteren auf der Bühne zu sterben. Wie die Mutter selbst gerne sagt: «Ich sterbe für mein Leben gerne!»

Foto: "Ich bin Ok(-tober)", Comic, Privates Projekt, 2019
Foto: "Ich bin Ok(-tober)", Comic, Privates Projekt, 2019

Das Bilderbuch überzeugt in vielerlei Hinsicht. Die LeserInnen erhalten einen Einblick in ein etwas anderes Familienleben. Gemeinsam wird gemalt, gespielt, sich verkleidet und gelacht. Dabei treten die verschiedenen Rollen der Mutter zu Tage. Mal ist sie böse, mal lieb, mal ist sie eine Diva, dann wieder eine Hexe. Die Kinder lieben es, ihrer Mutter, der Verwandlungs­­künstlerin, zuzusehen. Natürlich werden die Kostüme auch selbst ausprobiert, sobald die Mutter für ihre grossen Auftritte das Haus verlässt. Es scheint, als würde uns Haslbauer mit diesem Bilderbuch einen ganz privaten Einblick in ihre eigene Kindheit geben. Es macht Spass, in diese Erinnerungen einzutauchen und sie als LeserIn miterleben zu dürfen.

Haslbauers Zeichnungen sind sehr ausdrucksstark. Die konsequent aus der Kinderperspektive dargestellten Szenen verleihen einem das Gefühl, als wäre man selbst mittendrin und lassen einen den Facettenreichtum der ausser­­gewöhn­lichen Mutter spüren. Die auf den ersten Blick einfachen Farbstiftzeichnungen enthüllen bei genauerer Betrachtung liebevolle und witzige Details. Auch gewisse Eigenschaften des Comics, zum Beispiel Sprechblasen, finden sich in diesem Bilderbuch wieder.

Ihre Inspiration holt sich Carla Haslbauer aus der Natur, dem Meer und lustigen Kindheitserinnerungen. Dies spiegelt sich in vielen ihrer Werke wider, welche den Betrachter abholen, mitreissen und in die Welt und Gedanken der Illustratorin eintauchen lassen. Carla Haslbauer ist eine grossartige Künstlerin mit vielen Facetten.


Porträtbild Einstieg: Carla Haslbauer, Privates Foto, 2021

Frauen der Künste und der Wissenschaften
Frauen der Künste und der Wissenschaften

Frauen der Künste und der Wissenschaften

Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.

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