Was haben Pique Dame von Alexander Puschkin, Ein Landarzt von Franz Kafka und Djamila von Tschingis Aitmatov gemeinsam? Sie alle – und noch einige andere literarische Werke mehr – wurden von der deutschen Illustratorin und Zeichnerin Kat Menschik in ihrem unvergleichlichen Stil illustriert. Auf der Titelseite von Pique Dame beispielsweise ist eine Frauenfigur in Form einer Spielkarte zu sehen, bei der die obere Hälfte eine elegante Dame zeigt, die mit einem rätselhaft-verschmitzten Lächeln einen Seitenblick über die drei Spielkarten wirft, die sie in der Hand hält. Auf der unteren Hälfte dieses Bildes hingegen zwinkert dieselbe Dame, auf dem Kopf stehend, dem Betrachter zu. Mit diesem Sujet wird das zentrale Motiv der Novelle versinnbildlicht: Ein junger Mann verliert beim Glücksspiel sein ganzes Vermögen, als er beim Ausspielen seiner dritten Karte versehentlich auf die «Pique Dame» setzt. Danach verliert er nicht nur die Partie, sondern auch den Verstand, glaubt er doch, dass ihm die verstorbene Gräfin, die ihm den Trick mit den drei Karten verraten hatte, aus der Spielkarte hinaus zuzwinkert.
Das Sujet der Spielkarte wird aber nicht nur im Titelbild und in den
zahlreichen Illustrationen, welche die Erzählung flankieren, sondern auch im
Inhaltsverzeichnis aufgegriffen: Dort sind die Seitenzahlen einerseits links
vom Text gesetzt, andererseits aber auch rechts daneben, einfach auf dem Kopf
stehend. All dies zeigt exemplarisch, dass Kat Menschik nicht nur einfach Texte
illustriert, sondern diese «in Szene setzt», wie es auf der Titelseite
von Pique Dame heisst.
Kat Menschik, die in Berlin Kommunikationsdesign studierte, wurde zunächst als Comiczeichnerin und Mitherausgeberin des Comic-Verlags Millionen bekannt, und arbeitete als Illustratorin für die FAS und verschiedene Zeitschriften. Ihre Arbeitsweise hat sich dabei im Laufe der Zeit insofern gewandelt, als sie zwar die Umrisse ihrer Illustrationen unverändert von Hand zeichnet, das Bild danach jedoch einscannt und am Computer retuschiert, schattiert und koloriert. Sie habe sich dieses Vorgehen zugelegt, so Menschik, als sie für Zeitungen zu arbeiten begonnen habe und sich dafür eine schnellere Technik zulegen musste.
Einen Namen gemacht hat sich Kat Menschik insbesondere mit der Reihe «Illustrierte Lieblingsbücher», die der Verlag Galiani eigens für sie eingerichtet hat – und zu der auch die eingangs genannte Novelle Pique Dame zählt. Sie entwarf aber auch eine limitierte Schmuckkollektion namens «die blaue Olga», die Medaillons und Ringe mit Menschiks Lieblingsmotiven umfasst, die in blau und weiss auf Porzellan und in Silber gefertigt werden. Daneben produziert sie auch Farbdrucke und Plakate, näht Stoff-Täschchen mit dem Motiv «die blaue Olga» und bemalt Porzellanperlen für Armbänder sowie Porzellankugeln zum Aufhängen. Doch damit nicht genug – passend zu ihrem neuesten Werk Asta Nielsen, in dem sie Kurzgeschichten des dänischen Stummfilmstars illustrierte, hat sie gleich noch drei verschiedene Flakons für das Parfüm «Asta» gestaltet, das in Anlehnung an das Buch entwickelt wurde. Auf ihrer Webseite beschreibt Menschik das Parfum wie folgt: «Ein Strandspaziergang an einem kühlen Sommertag an der Ostsee. Salzig und frisch ist die Luft, melancholisch und merkwürdig heiter zugleich die Stimmung. Eine durchfeierte Nacht im Berlin der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Unzählige Champagnerschalen sind geleert. Es ist heiß. Es wird getanzt. Und geküßt. Das Leben ist eine große Herrlichkeit!»
In diesem Sinne: auf das Werk von Kat Menschik!
Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.