Frauen der Künste 

Noemi Somalvico
Schriftstellerin

©Tim Rod
©Tim Rod

Mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Debütroman «Ist hier das Jenseits, fragt Schwein» ist der Schweizerin Noemi Somalvico eine einzigartige, ebenso kuriose wie anrührende Geschichte gelungen. Die Protagonisten sind fast aus­schliesslich Tiere. In acht Episoden und einer ausdrucks­starken, poetischen Sprache erzählt Somalvico von Schwein, seinen Freunden und ihren wundersamen Erlebnissen. Es geht in der kurzen Erzählung von gerade mal 144 Seiten um Themen wie Einsamkeit und Eintönigkeit, um Sinnsuche und die Sehnsucht nach Abwechslung und Abenteuer, um den Wert der Freundschaft und dem Entdecken neuer Lebensfreude.

Zu Beginn des Buchs befindet sich Schwein in einer depri­mierenden Situation, in der es gerade erst von seinem Freund Biber verlassen wurde:
«In Schweins Wohnung ist es still, als hätte es geschneit. Vom Bett aus sieht Schwein zum Fenster. Dem Himmel ist heute keine Farbe gelungen. Schwein bewegt ein Bein. Wenn es in schwierigen Zeiten auf etwas ankommt, dann auf Licht. Schwein könnte in die Stadt fahren und eine Lampe kaufen. Es richtet sich auf, im Sitzen zieht es seinen Overall an.» (Seite 5)

Im weiteren Verlauf der Geschichte rafft sich Schwein auf, um nicht in Trübsal zu versinken, und ist bereit, etwas Neues zu wagen. Mithilfe einer neuartigen Erfindung von Schweins Freund, Dachs, wechseln die beiden Tiere vom Diesseits in Gottes Welt. «Gott», der ironischerweise als eine der wenigen menschlichen Figuren dargestellt wird, wohnt in einem Haus auf einer Lichtung im Wald. Er verbringt seine Zeit grössten­teils damit, mittels einer «Fernbrille» die Geschehnisse auf der von ihm erschaffenen Erde zu verfolgen. Er hat sein tristes Dasein jedoch satt und sehnt sich nach einer Veränderung. Schwein, Dachs und das später noch hinzukommende Reh freunden sich mit Gott an und bringen die unverhoffte Abwechslung.
«Noch nie zuvor wurden ihm [Gott] auf einmal so viele Fragen gestellt, und nie zuvor hat sich jemand tatsächlich für die Antworten interessiert, so wie Dachs und Schwein, die ihm wie zwei alte Freunde zuhören und blöde Witze machen.» (Seite 52)

Gott möchte seine neuen Freunde eines Tages zurück auf die Erde begleiten. Der Versuch missglückt jedoch, woraufhin sie den neuen, verrückten Plan fassen, einen Ausflug ins Jenseits zu unternehmen. Ohne zu wissen, was sie dort genau erwartet, setzen sie ihr Vorhaben in die Tat um. Das neue Reiseziel ist wiederum ganz anders, als man es als Leserin oder Leser erahnen kann.

Noemi Somalvico, 1994 in Solothurn geboren, wohnhaft in Bern, studierte Literarisches Schreiben in Biel und absolvierte später auch den Master in Contemporary Arts Practice in Bern. In Zeitschriften, Anthologien und im Radio wurden bereits Erzählungen und Lyrik von ihr veröffentlicht. Im Januar 2022 erschien der hier vorgestellte Debütroman «Ist hier das Jenseits, fragt Schwein» bei voland&quist.

Frauen der Künste und der Wissenschaften
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Frauen der Künste und der Wissenschaften

Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.

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