Rachel Carson war überzeugt, dass das Meer die Grundlage für das Leben auf der Erde sei.
Wir schreiben das Jahr 1951. Die amerikanische Meeresbiologin war damals 44
Jahre alt. Nach Jahren beharrlicher Arbeit war soeben ihr zweites Buch Geheimnisse des Meeres (engl.
The Sea Around Us) erschienen. Ein Wendepunkt im Leben der
zierlichen Frau. Das Buch wurde von der Öffentlichkeit und von der Wissenschaft
hoch gelobt und machte Carson über Nacht berühmt. Sie schreibe poetisch und
trotzdem sei das Buch wissenschaftlich fundiert und genau recherchiert. Diese
Poesie spüren wir zum Beispiel als sie voller Faszination den undurchdringlich
dichten Nebel beschreibt, der wie ein lebendiger Teil des Wassers das Schiff
ihrer Forschungsgruppe Albatross
III umhüllt, als es vor der amerikanischen Ostküste die
Grenze zum Golfstrom passiert.
Wichtiger als Ruhm war für die zurückhaltende Frau die finanzielle und politische Unabhängigkeit, die ihr die Einnahmen aus dem Verkauf des Buches ermöglichten. Endlich war die Zeit vorbei, wo Carson mühevoll ihre Studiengebühren abzahlen oder während der Wirtschaftskrise ihre Familie ernähren musste. Während des zweiten Weltkriegs verfasste Rachel Carson als Angestellte des US. Bureau of Fisheries Broschüren zur besseren Ernährung der Bevölkerung: Das Meer bot vitaminreiche und gesunde Ernährung für die armen Leute. Was für eine deprimierende Aufgabe für diese intelligente Frau, die als Heranwachsende kleine Geschichten und Gedichte verfasst hatte. Nun konnte sie über Dinge schreiben, die ihr am Herzen lagen.
Das Schreiben war Rachel Carsons grosses Talent. Ursprünglich wollte sie Schriftstellerin werden. Als sie im dritten Jahr des Colleges auf Biologie umschwenkte, waren ihre Freundinnen entsetzt. Sie sei verrückt, eine, die so gut schreiben könne! Doch aus Sicht der Nachwelt ist ihre Studienwahl ein Glück. Die Kombination von schriftstellerischem Talent und Wissenschaft hat uns Werke beschert, die auch heute nicht an Wirkungskraft verloren haben.
Rachel Carsons bekanntestes Buch heisst Stummer Frühling (engl. Silent Spring). Es erschien 1961 und machte auf die weitreichenden Folgen für Mensch und Umwelt aufmerksam, die der Gebrauch von Pestiziden wie DDT in der Landwirtschaft hat. Carson war die Erste, die diese Folgen eindrücklich und für Laien zugänglich erklärte. Seither wird das Buch als Ausgangspunkt der weltweiten Umweltbewegung angesehen.
Auch Geheimnisse des Meeres bleibt aktuell. Obwohl sich der Stand der Wissenschaft verändert hat, ist das Plädoyer für die schützenswerte Schönheit des Meeres heute aktueller denn je.
Leider hat Carson das Verbot von DDT in den Siebzigerjahren nicht mehr erlebt. Mit nur sechsundfünfzig Jahren starb sie 1963 in Silver Spring bei Baltimore an Krebs.
Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.