Fast jeder kennt ihre Erfindung, aber die Frau dahinter ist leider nahezu unbekannt. Eine starke Frau mit einer starken Erfindung.
Ihre wichtigste Erfindung ist fast 60 Jahre alt und rettet unzähligen Menschen täglich das Leben. Man findet die Kunstfaser «Kevlar» z.B. in Schutzwesten, die dazu beiträgt, dass diese schusssicher sind. Aber auch in Helmen, Schutzhandschuhen, Motorradkleidung, Sportausrüstung und (Glasfaser-)Kabeln ist diese Superfaser verarbeitet. Sie wird in der Produktion von Seilen eingesetzt und auch bei Flugzeug- und Raumfahrtteilen eingebaut. Ausserdem sind die goldgelben Aramidfasern fünfmal härter als Stahl, sehr leicht sowie säure- und hitzebeständig.
Doch wer ist die Frau, die hinter der Erfindung dieser Superfaser steckt?
Während ihr Name nicht vielen geläufig sein wird, so kennen die meisten ihre bekannteste Erfindung, die der Konzern DuPont unter dem Handelsnamen «Kevlar» herstellt und vertreibt.
Vor gut 100 Jahren, am 31. Juli 1923, wurde Stephanie Kwolek in Pennsylvania, in den USA geboren. Der Weg der Tochter polnischer Einwanderer zur forschenden Chemikerin war keineswegs vorgezeichnet. Ihre Mutter war eine begabte Näherin, sodass Kwolek kurzzeitig den Berufswunsch Modedesignerin hegte, von dem ihre Mutter ihr wegen ihres Perfektionismus abriet. Stephanie Kwolek machte ihren Bachelor-Abschluss an der Carnegie-Mellon-Universität, im Hauptfach Chemie. Eigentlich wollte sie Ärztin werden und nur kurzzeitig bei dem Chemieunternehmen arbeiten, um sich die Studiengebühren zu finanzieren. Doch unmittelbar nach ihrem Vorstellungsgespräch mit dem Forschungsdirektor und späteren Mentor William Hale Charch erhielt Stephanie Kwolek ein Jobangebot bei DuPont. Offensichtlich war Charch von ihren Kenntnissen, ihrem selbstbewussten Auftreten und ihrem Durchsetzungsvermögen beeindruckt. Was als kurzer Zwischenstopp geplant war, wuchs zu einer über 40-jährigen Karriere heran. 1965 entwickelte Stephanie Kwolek die Super-Kunstfaser «Kevlar», als sie auf der Suche nach leichteren Materialien für Autoreifen war. Die Forscherin selbst hatte ihre Entdeckung als «glücklichen Zufall» bezeichnet. Während ihrer langjährigen Tätigkeit bei DuPont meldete Kwolek mehr als 25 Patente an – von denen sie im Übrigen finanziell nicht profitierte, da laut ihres Arbeitsvertrags die Patente vollständig auf ihren Arbeitgeber übergingen. Stephanie Kwoleks Erfindungen brachten ihr zahlreiche Auszeichnungen und Anerkennungen ein. Speziell für die Entdeckung von «Kevlar» erhielt sie als erste von bislang nur zwei Frauen die DuPont-eigene Lavoisier-Medaille. Sie wurde in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen, erhielt die National Medal of Technology und wurde mit der Perkin-Medaille der American Chemical Society geehrt. 2003 wurde sie schliesslich in die National Women‘s Hall of Fame aufgenommen. Im Alter von 90 Jahren verstarb die US-Amerikanerin nach kurzer Krankheit.
«Ich hoffe, dass ich Leben rette», hatte Kwolek in einem ihrer letzten Interviews 2007 gesagt und dieser Wunsch hat sich mit Sicherheit erfüllt.
Nachweis Einstiegsbild: Wikimedia Commons by the Science History Institute
Leider ist im deutschsprachigen Raum keine weitere nennenswerte Literatur über Stephanie Kwolek verfügbar.
Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.