Frauen der Künste und der Wissenschaften

Niki de Saint Phalle
Künstlerin

Niki de Saint Phalle (1930–2002)

«L’ange protecteur», Zürich, Foto: zVg
«L’ange protecteur», Zürich, Foto: zVg

Es gibt wohl kaum Reisende, denen die sie nicht aufgefallen wäre: «L’ange protecteur», diese elf Meter hohe, farbenfrohe Skulptur zieht die Blicke der Menschen in der Bahnhofshalle des Züricher Hauptbahnhofs seit dem Jahr 1997 auf sich. Üppig, bunt, weiblich – erkennbar als eine typische «Nana» der amerikanisch-französischen Künstlerin Niki de Saint Phalle.

Niki de Saint Phalle wurde am 29. Oktober 1930 als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle in Neuilly-sur-Seine, einem Vorort von Paris, geboren. Ihre Mutter war Amerikanerin, der Vater ein Bankier aus einem alten französischen Adelsgeschlecht. Sie wuchs grösstenteils in New York in einem aristokratisch geprägten Umfeld auf. Nach eigenen Aussagen wurde sie im Alter von elf Jahren von ihrem Vater missbraucht. Diese traumatische Erfahrung führte dazu, dass sie unter Depressionen und Selbstmordgedanken litt und schliesslich mit 22 Jahren in eine Psychiatrie eingeliefert wurde. In dieser schwierigen Phase ihres Lebens begann Saint Phalle zu malen. Sie fand so zu sich selbst zurück und überwand ihr psychisches Trauma durch ihre Kunst.

Für Aufsehen sorgten ihre sogenannten «Schiessbilder»: Kunstwerke, in die sie Farbkapseln einarbeitete und auf die sie mit einem Gewehr schoss. «1961 schoss ich auf: Papa, alle Männer […]». Am Ende ihres Films Daddy von 1972 ist zu sehen, wie sie auf «La mort du Patriarche» schiesst – ihr Kommentar: «Enfin …enfin… Papa est mort!». Ihre Schiessbilder gelten nicht nur als feministische Gesellschaftskritik am Patriarchat, sondern sind wohl auch eine Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit . Die «Nanas», überdimensionale, vor Lebendigkeit und Energie strotzende und meist tanzende weibliche Figuren, wurden zum Markenzeichen dieser vielseitigen Künstlerin. Sie stehen, liegen oder hängen unter anderem in Paris, New York, Brüssel, Tokio, Los Angeles, Genf und eben Zürich. Sie entstanden in den 1960er-Jahren und sind das Symbol für den feministischen Geist der Künstlerin. Die grösste dieser Skulpturen wurde 1966 in Stockholm/Schweden ausgestellt: «HON», schwedisch «sie», war 25m lang, 9m breit und 6m hoch. Aufgrund ihrer Leibesfülle erinnerte sie an eine liegende Muttergottheit. Dieser Eindruck wurde durch die Tatsache verstärkt, dass «HON» durch ihre Vagina betreten werden konnte. Im Inneren fanden die Besucher ein Kino, ein Aquarium sowie in ihrer Brust eine Milchbar vor. 100.000 Besucherinnen und Besucher lockte «HON» ins Moderna Museet, bevor sie nach nur drei Monaten wieder demontiert wurde.

Eines ihrer Herzensprojekte war die Fertigstellung des «Giardino die Tarocchi» («Garten des Tarot») in Calpalbio/Italien. Die monumentalen, vielfarbigen Gebilde aus Keramik, Glas und Mosaik sind inspiriert von Tarotkarten und eingebettet in die Landschaft der Toskana. Mit einer Höhe von bis zu 15 Metern sind sie zum Teil sogar bewohnbar.

Zu dem vielfältigen Werk von Niki de Saint Phalle gehören ausserdem Collagen, Zeichnungen und Schmuck.

Die Arbeit mit den verschiedenen Materialien, die häufig gegen Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften verstiessen, führte im Laufe der Jahre jedoch zu schweren gesundheitlichen Probleme bei der Künstlerin.

So verstarb Niki de Saint Phalle am 21. Mai 2002 im Alter von 71 Jahren in San Diego an Atemnot. Ihr vielfältiges und buntes Werk verschönert aber zum Glück bis heute unsere Welt.

Einstiegsbild: WikiArt

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