Frauen der Künste und der Wissenschaften

Ada Blackjack
Forschungsreisende

Ada Blackjack (1898–1983) – Amerikanische Forschungsreisende und Überlebende

Ada Blackjack mit ihrem Sohn Bennett im Jahre 1923, Foto: Wikimedia Commons
Ada Blackjack mit ihrem Sohn Bennett im Jahre 1923, Foto: Wikimedia Commons

Wir schreiben das Jahr 1920. Nachdem der Norweger Amundsen 1911 den Südpol erreichte, die Faszination der Entdecker für die unwirtlichen Gebiete der Polarregionen ungebrochen. Auch der charismatische Viljàlmur Stefànsson sucht Männer, die für ihn eine weitere Forschungsreise in die Arktis versuchen sollen. Ziel ist es, die Wrangel-Insel im Arktismeer vor Sibirien zu besetzen und unter die Hoheit Grossbritanniens zu stellen.

Im September 1921 sammeln sich die Expeditionsteilnehmer in der Stadt Nome im Osten Alaskas. Hier trifft Stefànsson auch auf Ada Blackjack. Ada ist zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt und hat bereits harte Zeiten hinter sich. Aufgewachsen in einem christlichen Internat, heiratet sie mit 16 Jahren und bekommt mit ihrem Mann drei Kinder, von denen nur eines überlebt. Ihr Mann ist gewalttätig, nachdem er sie sitzenlässt, löst sie die Ehe auf und gibt ihren an Tuberkulose erkrankten Sohn Bennett in die Obhut eines Waisenhauses. Ihr Plan ist es, Arbeit zu finden, damit sie die medizinischen Behandlungen ihres Sohnes finanzieren kann. Da wird ihr zugetragen, dass eine Forschungsgruppe eine Näherin für die Kleidung der Expeditionsteilnehmer sucht. Sie nimmt die Stelle an, auch weil ihr gesagt wird, dass andere Inuit-Familien die Gruppe begleiten werden. Doch die erwarteten Inuit-Familien tauchen nicht auf und die Expeditionsteilnehmer brechen allein mit Nahrung für sechs Monate zur Wrangel-Insel auf. Am 15. September 1921 hissen sie die britische Flagge und stellen die Insel unter britische Hoheit. Das erste Jahr der Expedition verläuft nach Plan, die Probleme beginnen mit dem Winter 1922: Das Versorgungsschiff, welches Nahrungsmittel zur Insel bringen sollte und die Crew mit einer zweiten Mannschaft ablösen sollte, erreicht aufgrund der eisigen Temperaturen die Insel nicht mehr und ist zur Umkehr gezwungen. Dann erkrankt der Expeditionsteilnehmer Knight schwer an Skorbut und auch die anderen werden immer schwächer. Da die Nahrungsmittel aufgebraucht sind, versuchen drei der Männer zu Fuss über das Eis nach Sibirien zu gelangen, um Hilfe zu holen. Sie werden nie mehr gesehen.

Ada Blackjack bleibt mit dem Kranken auf der Insel zurück. Sie pflegt ihn fürsorglich, lernt das Fallenstellen und tut alles, um sich und ihn am Leben zu erhalten. Sie lernt den Umgang mit dem Gewehr und überwindet ihre panische Angst vor Eisbären. Im Juni 1923 verliert Knight den Kampf gegen die Krankheit. Nun ist Ada allein. 57 Tage ist sie völlig auf sich gestellt, aber sie gibt nicht auf. Im August 1923 kommt endlich das Versorgungsschiff und bringt Ada nach 703 Tagen zurück nach Hause. Da Ada in der Zeit im Camp Tagebuch schreibt, für den Fall, dass sie nicht überlebt, wissen wir heute genau, was damals geschah. Ihre Aufzeichnungen sind für Forscher sehr wertvoll, denn sie schildern den monatelangen Überlebenskampf einer Frau unter arktischen Bedingungen. In der Presse wird Ada nach ihrer Rückkehr als Heldin gefeiert, doch Profit macht ein anderer: Viljàlmur Stefànsson, der die Expedition lediglich organisiert hat, verwendet Adas und Knights Tagebücher, um einen Bestseller zu schreiben. Von ihrem versprochenen Lohn erhält Ada nur einen Teil, von den Einnahmen der Buchverkäufe keinen Cent. Sie verbringt den Rest ihres Lebens in Armut und stirbt 1983 in einem Altersheim in Palmer, Alaska.

Ada Blackjack ist eine einfache Frau, die in einer lebensfeindlichen Situation über sich hinauswächst. Die Hoffnung ihren Sohn wiederzusehen, lässt sie nicht aufgeben. Sie ist ein Zeugnis für Entschlossenheit und Lebenswillen und kann jedem von uns noch heute ein Vorbild sein.

Stadtbibliothek Rapperswil-Jona, Gabriele Herrmann


Bild Einstieg: By Wilfrid Laurier University, Canada, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68511721


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Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.

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