Frauen der Künste und der Wissenschaften

Alice Guy
Filmregisseurin

Alice Guy (1873 – 1968) – Filmregisseurin, Produzentin, Drehbuchautorin

Alice Guy-Blaché, 1896, Foto: Apeda Studio New York, via Wikimedia Commons
Alice Guy-Blaché, 1896, Foto: Apeda Studio New York, via Wikimedia Commons

Am 1. Juli 1873 wird Alice Ida Antoinette Guy in Saint-Mandé östlich von Paris als fünftes Kind der Familie Guy geboren. Sie besucht eine Klosterschule in der Schweiz, wechselt 1884 in ein Internat nach Genf, kehrt dann zurück zu ihrer Familie nach Paris. 1890 besucht sie eine Privatschule und tritt 1893 ihre erste Stelle als Schreibkraft in einer Lackfabrik an. Ihre Karriere im Filmgeschäft beginnt 1894, als sie von Léon Gaumont als Stenotypistin in der französischen Filmfirma Gaumont angestellt wird. 1896 drehte sie ihren ersten Film «La Fée aux Choux» («Die Kohlfee»), eine der frühesten fiktionalen Filmproduktionen überhaupt (bis anhin bestanden Filmproduktionen vor allem aus Nachrichten-, Reise und Tanzaufnahmen). Die Idee für das Drehbuch zu ihrem Film leitete Alice Guy aus der französischen Redewendung ab, nach welcher Kinder in Kohlköpfen wachsen (und nicht, wie im deutschen Sprachraum, vom Storch gebracht werden). Gedreht wurde im Garten hinter den Studios, die Schauspielerin war eine Freundin von Alice. Gezeigt wurde der Film erstmals auf der Geburtstagsfeier von Gustave Eiffel, welcher Alice in ihrem Vorhaben, Filme zu drehen, stets bestärkt hat. Nachdem sie zur künstlerischen Leiterin bei Gaumont befördert wurde, realisierte sie zahlreiche innovative Werke, darunter einige der frühesten Tonfilme. Unter anderem erfand sie mit dem Film «La Naissance, la Vie et la Mort du Christ» (1906) den Sandalenfilm (Filme mit antiker, bzw. biblischer Thematik). 1910 zog sie in die USA und gründete Solax Studios, eines der ersten Filmstudios unter weiblicher Leitung. 1913 entstand ihre grösste Produktion «Dick Whittington and his Cat» mit einem für damalige Verhältnisse sensationellem Budget von 35'000 Dollar und einer Länge von 45 Minuten. In ihrer Karriere inszenierte und produzierte sie über 500 Filme, von experimentellen Kurzfilmen bis zu abendfüllenden Spielfilmen. Trotz ihrer bahnbrechenden Rolle wurde sie in der Filmgeschichte lange übersehen. Heute wird ihr Einfluss als Filmpionierin gewürdigt, die das Kino mit technischer Innovation und erzählerischem Pioniergeist nachhaltig geprägt hat. 2018 gründete Véronique Le Bris, ihrerseits Gründerin des ersten weiblichen Webmagazins über Filme, den «Prix Alice Guy», um das Talent zeitgenössischer Regisseurinnen in der Tradition der ersten von ihnen zu würdigen.

Stadtbibliothek Rapperswil-Jona, Daniela Maag

Weiteres

Medien in unserem Bestand:

Film:

Quellen:

  • epd-Film Webseite (abgerufen im Dezember 2024)

  • Graphic Novel ‘Alice Guy – Die erste Filmregisseurin derWelt’, Splitter Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld, 1. Auflage 05/2023

  • Webseite des Prix Alice Guy (abgerufen im Januar 2025)

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Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.

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