Belle da Costa Greene war eine schillernde Persönlichkeit der amerikanischen Geschichte. Im Laufe ihrer Tätigkeit als erste weibliche Bibliothekarin und Direktorin der Morgan Library & Museum baute sie eine der bedeutendsten Sammlungen seltener Bücher und Manuskripte in den Vereinigten Staaten auf. Zudem machte sie die exklusive Privatsammlung des Millionärs J.P. Morgan für die Öffentlichkeit zugänglich.
Als Tochter von Genevieve Ida Fleet Greener und Richard T. Greener, wurde sie mit dem Namen Belle Marion Greener geboren. Ihr Vater war der erste schwarze Absolvent des Harvard College und ein berühmter afroamerikanischer Gelehrter. Nach der Trennung ihrer Eltern, änderte die Mutter ihren und die Namen der Kinder in Greene. Segregation und Rassismus veranlassten Belle, sich als Weisse mit portugiesischen Wurzeln auszugeben, was ihr durch ihre relativ helle Haut und das Einfügen des Namenszusatzes «da Costa» auch gelang. Allerdings zu dem Preis, dass sie ihr Leben lang dieses Geheimnis hüten musste.
Im Jahr 1905 begann Belle Greene als Assistentin von J.P. Morgan in dessen Privatbibliothek zu arbeiten. Bald überzeugte sie diesen durch Fachwissen, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Sie stieg zur Privatbibliothekarin mit eigener Assistentin auf und verwaltete die Sammlung seltener Bücher und Manuskripte. Belle dokumentierte und baute den Bestand aus, organisierte Ausstellungen und pflegte Kontakte zu Händlern und Gelehrten. Das Vertrauen, welches J.P. Morgan in sie hatte, führte auch dazu, dass sie als seine Agentin regelmässig nach Europa reiste, um Ergänzungen für die Sammlung der Morgan Library zu suchen und zu kaufen. Ihre Leistungen und Fähigkeiten als versierte und fachkundige Kuratorin wurden von der Fachwelt anerkannt und bewundert. Da sie zudem eine junge, hübsche Frau war, wurde sie bald zu einer Sensation in der von Männern dominierten Kunstwelt. Ihr stilvoller Modegeschmack, ihre klugen Gespräche und die Millionen, die ihr für die Versteigerungen und Einkäufe zur Verfügung standen, faszinierten die Menschen. Nach dem Tod von J.P. Morgan wurde sie von dessen Sohn zur ersten Direktorin der Bibliothek ernannt. Belle übte diese Funktion 43 Jahre lang bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1948 mit viel Engagement aus. Dabei war es ihr immer wichtig, dass auch gewöhnliche Menschen, nicht nur Millionäre, Zugang zu seltenen Büchern bekommen, damit diese Werke auch für das Studium und wissenschaftliche Forschung genutzt werden können.
An dieser Stelle knüpft dieses FdKudW-Porträt direkt an das vom 28. bis 30. März 2025 stattfindende BiblioWeekend mit dem Motto «Worte verbinden Welten» an: Schweizer Bibliotheken wollen die Öffentlichkeit für die Bedeutung von offenen Bibliotheken sensibilisieren und darauf aufmerksam machen, dass sie Orte für alle Bevölkerungsgruppen sind. Belle da Costa Green hat diesen Umstand bereits vor rund 100 Jahren erfasst und entsprechend gehandelt. Ein umfangreiches Programm von Publikationen, Ausstellungen, Vorträgen und Dienstleistungen für Forschung und Wissenschaft entsprangen ihren Ideen und ihrem täglichen Engagement. Ihr Vermächtnis ist einzigartig und weitreichend, ohne sie gäbe es eine der exklusivsten Bibliotheken der Welt in ihrer heutigen Form nicht.
Stadtbibliothek Rapperswil-Jona, Gabriele Herrmann
Medien in unserem Bestand:
Quellen:
Abbildung 1: Belle da Costa Greene, 1929 von Mattie Edwards Hewitt, Library of Congress; LC-USZ62-93225. https://www.themorgan.org/belle-greene/portraits/mattie-edwards-hewitt, Datum: 22.01.2025, 15:00 Uhr
https://www.themorgan.org/belle-greene, Datum: 22.01.2025, 15:18 Uhr
https://bellegreene.itatti.harvard.edu/resource/Introduction, Datum: 22.01.2025, Uhrzeit: 16:26 Uhr
Wir möchten Frauen und ihrem künstlerischen Werk mehr Präsenz einräumen und ihr Schaffen sichtbarer gestalten. Dabei geht es in erster Linie um ihr Werk, welches in Form eines Porträts auf unserer Webseite beschrieben und interpretiert wird. Ab Januar 2024 hat das bestehende Format «Frauen der Künste» eine Ausweitung auf den Bereich der Wissenschaften erfahren. Den neusten Beitrag zu «Frauen der Künste und der Wissenschaften» präsentieren wir am ersten Freitag des Monats im Newsletter und auf unserer Webseite.