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Feuerlilie
Belletristik

Feuerlilie
Feuerlilie

Von Gianna Olinda Cadonau
Belletristik Erwachsene

In einem Engadiner Bergdorf kreuzen sich die Wege von zwei Schwestern, Vera und Sophia, und von Kálmán, einem ehemaligen Kindersoldaten, der aus einem unbenannten Kriegsgebiet stammt.

Die Journalistin Vera zieht sich in ihr Elternhaus zurück, das sie und ihre ältere Schwester geerbt haben. Dort möchte sie zur Ruhe kommen, um einen Artikel über romanische Literatur zu schreiben. Während ihrer Spaziergänge durch das Dorf ihrer Kindheit erinnert sie sich an die unbeschwerten Jahre an der Seite ihrer Schwester, aber auch an den Schatten, der sich allmählich über Sophia legte. Kálmán, der gezeichnet ist von einer grauenhaften Vergangenheit in einem Kriegsgebiet, lebt in einem alten Haus, das er auf etwas mysteriöse Weise geerbt hat. Seine amputierten Unterschenkel und die Narben deuten auf die erlittene Misshandlung und Folter hin, doch auch innerlich ist er versehrt. Immer wieder wird er von Träumen und Erinnerungen aus der Zeit heimgesucht, in der er brutal entführt und als Kindersoldat jahrelang zum Kampf gezwungen worden war.

Vera und Kálmán begegnen sich zum ersten Mal im Zug, der sie beide in das namenlose Bergdorf bringt. In den Tagen und Wochen darauf treffen sie immer wieder aufeinander, zuerst zufällig, dann auf Verabredung hin. Sie gehen spazieren, bereiten einfache Mahlzeiten zu, tauschen sich wortlos oder mit wenigen Worten und sparsamen Gesten aus. Als Sophia, die gerade in einer psychiatrischen Klinik lebt, ihre Schwester Vera besucht, lernt sie Kálmán kennen. Sophia, die weder in ihrem Beruf noch in Beziehungen ihr Glück gefunden hat, sucht im Zuge von Wahnvorstellungen unentwegt nach einer Tür, hinter der eine lang ersehnte Perspektive auf sie wartet.

Im Wechsel sinnieren die drei Figuren über Schwellen und Türen – Vera im Kontext des Schreibens, Kálmán im Prozess der Genesung und Traumabewältigung, und Sophia im Wiedererlangen einer inneren Balance. Türen stehen in dem Roman «Feuerlilie» somit für Freiheit und Selbstbestimmtheit, aber auch für Rückzug, Enge sowie innere und äussere Begrenzungen. Als sich die drei Figuren einander immer mehr annähern, keimen Hoffnung und Lebenskraft auf, wie sie vielleicht auch durch die titelgebende «Feuerlilie», die im schönsten Garten des Dorfes wächst, oder durch die Vögel, die sich durch die klare Bergluft aufschwingen, symbolisiert wird.

Gianna Olinda Cadonau wurde in Panaji, Indien, geboren und wuchs in Scuol auf. Sie leitet seit 2010 die Kulturabteilung der Lia Rumantscha und engagiert sich als Literaturvermittlerin. Sie schreibt Gedichte und Prosa auf Romanisch und Deutsch. «Feuerlilie» ist ihr Debütroman (2023).

Stadtbibliothek Rapperswil-Jona, Rita Krajnc

Lesung Gianna Olinda Cadonau
Lesung Gianna Olinda Cadonau

Gianna Olinda Cadonau ist am Freitag, 14. März 2025 zu Gast in der Stadtbibliothek. Die Lesung ist Teil der Aktionstage «Reichtum durch Vielfalt», welche vom 13. bis 23. März in Rapperswil-Jona stattfinden.

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