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Afrika ist kein Land Sachbuch

Afrika ist kein Land
Afrika ist kein Land

Von Dipo Faloyin
Sachbuch Erwachsene

Haben Sie schon einmal die Stichworte «Kinder» und «Afrika» gegoogelt? Google schlägt Ihnen zuvorkommend das Wort «Hungersnot» als weiteres Stichwort vor.

Der in Nigeria aufgewachsene Autor Dipo Faloyin hinterfragt mit seinem Buch «Afrika ist kein Land» die gängigen Klischees über den grossen Kontinent mit 54 verschiedenen Ländern und hunderten verschiedenen Bevölkerungs­gruppen. Viele dieser Vorurteile sind in unseren Köpfen festgesetzt und werden in unserem Alltag oder in den Medien täglich neu zementiert.

Mit Geduld und teils bissigem Humor zeichnet Faloyin nach, wie diese Klischees entstanden sind. Nach einem kurzen Porträt der nigerianischen Stadt Lagos zeigt er im zweiten Beitrag, wie die Mehrheit der Landesgrenzen der afrikanischen Staaten im 19. Jahrhundert entstanden sind. Vielleicht werden Sie einerseits ob der Absurdität der Kolonialpolitik nur gequält lachen können. Andererseits können Sie vielleicht nicht verhindern, dass Ihnen ein gruseliges, kribbeliges Gefühl den Rücken hinunterläuft.

Dieses Gefühl wird Sie auch durch die nächsten Kapitel begleiten. In Kapitel drei beschreibt der Autor beispielsweise einen missglückten Spendenaufruf der Hilfsorganisation Invisible Children aus dem Jahr 2012, der eine noch nie dagewesene Diskussion über Hilfsgelder für afrikanische Staaten auslöste.

Doch nicht nur der weisse Europäer wird zur Rechenschaft gezogen: Im nächsten Beitrag wirft der Autor ein Schlaglicht auf «Die Geschichte der Demokratie in sieben Diktaturen». Wir erhalten unter anderem einen Überblick über die Geschichten Ruandas, Algeriens und Zimbabwes anhand der grossen Diktatoren, die einst über diese Staaten regierten. Die Geschichte dieser zumeist jungen Länder wird nicht beschönigt, die Diktatoren werden nicht freigesprochen. Das Ziel des Autors scheint vielmehr die Aufklärung zu sein. Wenn wir wenigstens die Namen dieser Diktatoren kennen und versuchen zu erahnen, wie es sich in einer solchen Diktatur gelebt haben muss, haben wir den ersten Schritt gemacht. Wenn wir versuchen, die jeweiligen Klischees nicht zu wiederholen, sondern die Länder Afrikas als eigenständige Staaten zu sehen, haben wir einen zweiten Schritt gemacht.

Es geht im Buch «Afrika ist kein Land» nicht so sehr um Schuldzuweisungen, sondern darum, wie man das gegenseitige Verständnis verbessern und den eigenen Blickwinkel ändern kann. In seinen acht Beiträgen behält der Autor seinen bissigen Humor bei und nutzt diesen wiederholt, um die Leserinnen und Leser aufzurütteln. Ein nicht immer angenehmes Gefühl. Lesen Sie das Buch trotzdem zu Ende und machen Sie sich doch Ihre eigenen Gedanken. Es ist womöglich der Anfang eines Umdenkens, das längst fällig wäre, und das hoffentlich zu einem grösseren gegenseitigen Verständnis der Menschheit beiträgt.

Ein auch für afrikanisch-stämmige Personen annehmbares und positiveres Bild des afrikanischen Kontinents ist nicht nur Faloyin gelungen, sondern auch Marvel mit seinem Superheldenfilm «Black Panther» aus dem Jahr 2018, der drei Oscars gewonnen hat. Darin wird eine futuristische Version der afrikanischen Nation Wakanda gezeigt, die Millionen von Kindern und Erwachsenen inspiriert hat.

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